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Wie einige von euch vielleicht wissen, bin ich eine sogenannte „Soldatenfrau“. Eigentlich kenne ich das auch gar nicht anders, denn nach drei Monaten des Frischverliebt seins begann David vor nunmehr 6 Jahren seinen Dienst bei der Bundeswehr. Auch wenn ich es eigentlich gewohnt sein sollte, gibt es hier und da immer mal wieder ein paar Themen mit denen ich mich einfach nicht anfreunden kann. Besonders die hoch gepriesene Familienfeundlichkeit in der Bundeswehr scheint leider noch nicht so ganz in den zuständigen Stellen angekommen zu sein.

Durch die liebe Bloggerkollegin Sylvie von moms favorites and more bin ich nun auf eine tolle Blogparade von der Leipziger Mama gestoßen, an der ich nun sehr gern teilnehme. Kommt also gern ein Stück mit in meine Welt als Soldatenfrau :)

Wie schaffst du das Leben als Soldatenfrau? Baut ihr auf ein besonderes Organisationstalent?

Wie schon kurz erwähnt kenne ich eigentlich kein anderes Leben mit David, als das was ich jetzt führe. Als wir in der Eifel wohnten, da hatten wir tatsächlich knappe 2 Jahre ein normales Leben. Wir sahen uns täglich und ich genoss es, ihn jeden Tag bei mir zu haben. Ja, es ging uns so sehr gut würde ich meinen. Dann musste ich im vergangenen Jahr jobbedingt umziehen und das Thema Fernbeziehung, dem ich eigentlich abgeschworen hatte, kam wieder auf den Tisch. Hätte es nicht damals gehießen, dass der Standort aufgelöst wird und jeder Soldat Wunschstandorte äußern kann, hätte ich mir sicher etwas anderes gesucht und wäre lieber dort in der Nähe geblieben. Aber gut, es war nun mal nicht mehr zu ändern.

Bisher war das – abgesehen von der Tatsache, dass Wochenendbeziehungen einfach nur ätzend sind – eigentlich auch nie ein Problem. David fuhr Montag in aller Frühe los, kam Freitag Nachmittag wieder nach Hause und wir hatten Wochenende. Unter der Woche verbrachte ich viel Zeit beim Pferd, hatte Zeit für Erledigungen und es störte niemanden, wenn ich mal etwas länger auf Arbeit blieb. Schwierig wird es denke ich, wenn Davids Urlaub nach der Geburt vom Minikröhnchen zu Ende ist. Und wer sagt überhaupt, dass der Kleine sich auch tatsächlich im Urlaub auf den Weg macht?

Natürlich versucht David sich schon seit ich hier im Norden bin versetzen zu lassen. Aber das Wort „Familienzusammenführung“ scheint bei der Bundeswehr leider in den meisten Fällen nur für ein müdes Nicken zu sorgen. Ich weiß nicht genau wie viele Anträge inzwischen geschrieben wurden, immer mit Verlängerungsbereitschaft. Und immer die gleiche Antwort, es sei nicht vorgesehen ihn zu versetzen. Sehr ernüchternd, wenn geschürte Hoffnungen immer wieder zerschmettert werden.

Seid ihr selbst Soldat oder steht ihr eurem Soldaten stolz zur Seite?

Für mich reicht das Leben als Soldatenfrau vollkommen aus, ich weiß nicht wie chaotisch es erst wäre wenn wir beide Soldaten wären. Vermutlich wäre dann einer von uns in München und der andere in Rostock stationiert oder so. Aber ja, ich bin stolz darauf, dass David Soldat ist. Auch, wenn er „nur“ ein Zeitsoldat ist, bin ich stolz darauf was er tut. Ich weiß, dass das auch für ihn nicht immer einfach ist jeden Montag um 2 Uhr in Richtung Eifel aufzubrechen um dort pünktlich seinen Dienst anzutreten. Ich weiß, dass seine Arbeit nicht immer mit Glitzer bestreut ist. Umso mehr bewundere ich ihn für das, was er tut.

Welchen Herausforderungen stellt ihr euch regelmäßig?

Das schon angesprochene Thema „Wochenendbeziehung“ sehe ich inzwischen schon nicht mehr als Herausforderung, es ist schlichtweg Alltag geworden. Manchmal kann es eine Herausforderung werden, wenn zum Beispiel Urlaube geplant werden, Feierlichkeiten anstehen oder spontan ein Termin wahrgenommen werden muss. Das artet dann manchmal in Stress und schlechte Laune aus, kann dann aber doch irgendwie geregelt werden.

Die große Herausforderung steht uns jetzt bevor – das Leben als Wochenend-Familie mit Baby. Natürlich war uns das von vornherein klar, dass sowas passieren könnte. Aber wie das in dem vergangenen Jahr oftmals der Fall war, gab es auch zu dem Zeitpunkt der Baby-Planung Hoffnungen auf eine Versetzung. Gute Hoffnungen sogar. Wir waren so naiv und haben darauf gebaut, dass David versetzt werden würde. Und wieder war die Bundeswehr so familienfreundlich, dass alles abgelehnt wurde. Ihr seht, die Bundeswehr und ich wir verstehen uns prima.

Würdet ihr manches anders machen?

Ja! Bitte und unbedingt! Ich verlange ja nicht, dass jeder Soldat regelmäßig einen Fragebogen ausfüllen darf auf dem angegeben wird, wo er gern hin möchte. Und innerhalb von 2 Wochen wechseln dann alle Soldaten lustig ihren Standort, bis sie eben woanders sein wollen. Aber ich würde mir wünschen, dass die Familienfreundlichkeit, die ja bei der Bundeswehr so groß geschrieben wird, auch beachtet wird. Dass die Verantwortlichen sich bemühen und ihre Soldaten bei ihren Versetzungen unterstützen. Und nicht sagen, dass es eben nicht geht und das dann nunmal so ist. Ich wünsche mir, dass eben diesen Soldaten die eine Familie haben keine Steine in den Weg gelegt werden. Glaub mir, liebe Bundeswehr, das macht eure Soldaten wesentlich glücklicher.

Was sind eure Highlights daran eine Soldatenfrau zu sein?

Ein Highlight war für mich vor 6 Jahren, als David vereidigt wurde. Es war ein riesen Spektakel und es war schön, ihn mal so zu sehen, in seinem feierlichen Anzug. Und für mich auch nach wie vor ein unschlagbarer Vorteil sind die geregelten Arbeitszeiten. Da David aufgrund der 500 km Entfernung als Fernpendler eingestuft ist, macht er am Freitag meistens schon um 11 Uhr Schluss und ist gegen 17 Uhr zuhause. Wochenenddienste kann David sich meistens lange im Vorraus legen, da plant seine Einheit zum Glück sehr gut.

Bringt ihr Job und Soldatenfrau sowie Teilzeit-Beziehung unter eine Decke oder zieht ihr gemeinsam mit eurem Partner regelmäßig um?

Bisher hat das wie gesagt immer ganz gut funktioniert, das normale Leben mit einer Wochenend-Beziehung einzutakten. Auch wenn es immer sehr anstrengend ist, da man in der gemeinsamen Zeit ja auch etwas unternehmen möchte, haben wir inzwischen glaube ich einen ganz guten Weg gefunden damit umzugehen. Anfangs war es schlimm, sehr schlimm. Als ich in der Eifel allein wohnte, war alles neu. Man wollte die Gegend erkunden, am liebsten natürlich gemeinsam. So arteten unsere Wochenende schnell in puren Stress aus und am Sonntag fragte man sich dann „Was hatten wir voneinander?“ Es war eine sehr belastende Zeit und wir mussten erst lernen, dass weniger manchmal mehr ist und auch ein Tag  zuhause ohne großes Programm mal so viel mehr geben kann.

Ich muss gestehen, dass bisher immer ich diejenige war, die weggezogen ist. Erst zur Ausbildung in die Eifel, nun zurück in den Norden wegen einem neuen Job. So kam es, dass David bisher immer das Nachsehen hatte und versetzt werden musste. Aber wie schon erwähnt, hätte die Aussicht im letzten Jahr nicht auf „Wunschstandort“ gestanden, hätte ich mir lieber eine neue Stelle in seiner Nähe gesucht und nicht dort, wo wir eigentlich hin wollten.

Und auch wenn diese Situation zur Zeit absolut unschön ist, ist ein Ende abzusehen. Vorraussichtlich wird David ab April nächsten Jahres hier sein, da er dann in den sogenannten Berufsförderungsdienst geht. Oder vielleicht kommt ja vorher doch noch eine Versetzung und somit Verlängerung, was natürlich der Optimalfall wäre. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt und ob vielleicht doch noch ein familienfreundliches Wunder geschieht.

Sarah

Hi, ich bin Sarah. Ich bin von Herzen Mama vom Mini- und Pixikröhnchen, sehne mich aber hin und wieder nach Zeit nur für mich. Ich bin ein unruhiger Kreativkopf, muss und möchte mich immer beschäftigen. Ich liebe es zu nähen, zu backen und zu reiten, aber auch mal nichts zu tun.

4 Replies to “Mein Leben als Soldatenfrau”

  1. Schön zu lesen, dass das Zusammenleben funktionieren kann. Ich hoffe für euch, dass eure Anträge erhört werden und ihr bald wieder näher beieinander seid.

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