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Das Wichtelgeheimnis

von Sarah am 04.12.2025

Seit einigen Jahren haben wir jedes Jahr in der Adventszeit ganz besonderen Besuch – ein Wichtel zieht ein und treibt in den Wochen vor Weihnachten allerhand Unsinn. Die Kinder lieben es Jahr für Jahr, wenn Zappel kommt und fiebern dem 01. Dezember entgegen. Auch in diesem Jahr waren beide Feuer und Flamme und ziemlich aufgeregt, ob er wieder kommen würde. Es wurden Briefe geschrieben, Windlichte gebastelt und alles an dem Platz im Wohnzimmer gelegt, wo in den letzten Jahren Zappels Tür auftauchte. Und dann war sie da – am Montag zog Zappel wieder ein und die Adventszeit begann offiziell.

Eigentlich wollte ich in diesem Jahr einmal ausführlich über unseren Wichtel berichten. Seine Streiche, Rezepte und Bastelideen mit euch teilen. Aber ein kleiner – sagen wir, Zwischenfall – änderte meine Pläne etwas. Unser Wichtel ist ein sichtbarer Wichtel, ein Elf on the shelf. Die oberste Regel seit Jahren ist, dass der Wichtel nicht angefasst werden darf. Denn sonst verliert er seine Zauberkraft und kann nicht mehr zum Weihnachtsmann fliegen. Diese Regel ist bei den Kindern so präsent, dass selbst die grandiose Idee Zappel einzuladen zu Weihnachten mit zu Oma und Opas zu kommen schon überdacht wurde, weil dort auch die kleine Cousine sein wird. Und da sie vielleicht noch keine Wichtel kennt, könnte sie zu neugierig sein und ihn anfassen wollen. Und dann, dann wäre es zu spät.

Am Dienstag, wir waren in der Küche und machten Abendbrot während Zappel uns im Gewürzregal sitzend beobachtete, geschah es. David griff reflexartig ins Gewürzregal, setzte Zappel an die Seite um an eines der Gewürze zu kommen und realisierte erst dann, was passiert war. Er hat den Wichtel angefasst. Und der Mini hat es gesehen. Völlig entsetzt hielt dieser sich die Hände vor den Mund und brachte nur ein „Oh nein!“ hervor. David rettete die Situation und beruhigte ihn, das sei bestimmt gar nicht sooo schlimm und er würde sich was überlegen. Am Abend schrieb David einen Brief an den Wichtel, die Kinder bestachen ihn mit Schokocroissants, Schokolade und Chips vor seiner Tür und hofften, dass das schon ausreichen würde.

Der Mittwoch kam und Zappel war da. Mit schokoladenverschmiertem Mund saß er im Wohnzimmer auf dem Weihnachts-Bulli, im Briefkasten ein Brief. Dass sei ein ziemlicher Schreck gewesen, aber dank der Stärkung würde er nun doch noch bleiben. Kinder glücklich, David erleichtert und alles schien wieder gut zu sein. Dachte ich. Denn heute morgen, Pixi hatte schon ihre Jacke an und war drauf und dran zum Bus zu gehen, fragte sie aus heiterem Himmel ob Zappel nur eine Puppe sei und wir ihn verstecken. Ähm. Puh! Ich sagte, dass sie mir nach der Schule gern alle Fragen dazu stellen könnte und wir nun aber los müssten. So hatte ich zumindest noch etwas Zeit mich vorzubereiten.

Der Nachmittag kam, die Kinder kamen nach Hause und nach den Hausaufgaben war es soweit. Pixi stellte Fragen. Und ich antwortete, so ehrlich wie ich es konnte. Ob wir Zappel verstecken und die Briefe schreiben? Ja, das sind wir. Ob wir auch die Streiche machen? Ja, auch das sind wir. Für einen kurzen Moment war sie sehr traurig und fragte, warum wir das gemacht hätten. Und ich erklärte ihr, dass wir das gemacht haben, um ihnen eine Freude zu machen. Um sie diese ganz besondere Magie spüren zu lassen. Und wer weiß, ein bisschen Weihnachtsmagie ist ja trotzdem da, auch wenn der Wichtel nicht so richtig echt ist. Und jeder, der das Geheimnis vom Wichtel kennt, darf nun selbst auch Wichtelverstecke suchen und Wichtelstreiche ausdenken und somit den Wichtel weiterleben lassen. Ich sagte, dass der Wichtel bei uns bleiben würde, solang sie das wollen. Sie fragte mich, ob sie denn nun auch ein bisschen Magie in sich hätte. Ja, solang du dieses ganz besondere Gefühl in der Adventszeit in dir hast, hast du auch die Weihnachtsmagie in dir. Und ich glaube, damit war sie zufrieden. Zumindest schmiedete sie kurz darauf schon Pläne, wo man den Wichtel verstecken kann oder welche Streiche er machen könnte.

Und damit war es raus, das Geheimnis um den Wichtel. Ich bin einerseits erleichtert, denn es nimmt ein bisschen den Druck raus. Es muss nicht immer alles zu 100% geheim gehalten werden und es darf auch mal nicht perfekt sein. Auf der anderen Seite, ist nun damit ein bisschen von dieser ganz großen Magie der Weihnachtszeit mit Kindern verloren gegangen oder sagen wir, sie verändert sich. Ich weiß noch nicht, wie sich diese neue Etappe anfühlen wird. Aber ich bin mir sicher, dass es großartig wird.



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