Site Loader

Seit der Schwangerschaft bin ich quasi süchtig nach Instagram! Kaum wusste ich, dass das Minikröhnchen in mir heranwächst abonnierte ich Schwangere, Hibbler und frischgebackene Mütter oder auch Väter. Ich konnte einfach nicht genug Baby-Content sehen! Da waren so viele Schwangere, die im gleichen Monat wie ich den Termin hatten oder sogar am gleichen Tag. Es war so aufregend, zu sehen wie nach und nach immer mehr Schwangere zu Müttern wurden. Die Geschichten, die einige von ihnen erlebt hatten bis sie endlich schwanger wurden waren teilweise wirklich hart und man freute sich bei eben diesen Müttern direkt doppelt mit! Ja, überall sah man diese Babys, die glücklich und zufrieden schliefen, in die Kamera strahlten oder einfach nur nett irgendwo lagen.

Die Zeit rückte näher, nur noch ein paar Wochen bis das Minikröhnchen kam und ich dachte mir bei jedem geposteten Bild von den Juli- und Augustmamas „Ja, sowas habe ich auch bald! Ein süßes, friedliches Baby!“. Die ersten Babys lächelten und durch die Reihen der jungen Mütter zogen sich Sätze wie „Er ist immer so glücklich! Wenn ich ihn morgens aus dem Bett hole, lacht er mich sofort an!“ Ich konnte es kaum erwarten, das Minikröhnchen bei mir zu haben. Auch ich wollte morgens so begrüßt werden!

Und dann kam das Minikröhnchen. Die ersten Wochen war es das liebste und friedlichste Baby der Welt. Weinte kaum, und wenn dann nur wenn es Hunger hatte oder die Windel voll war. Ansonsten schlief es, und schlief und schlief. Ich war überglücklich! Auch wenn das Baby schlief saß ich einfach nur da und guckte es verliebt an, diese Hormone sind echt der Wahnsinn! Dann kam er. Mit einem lauten Knall und vorallem viel Geschrei war er da, der erste Schub. Und seither war das Minikröhnchen ein Klett- und Terrorkröhnchen! Während auf Instagram alle Mütter, die um mich herum entbunden hatten zwar auch vom ersten Schub und den Nebenwirkungen berichteten, gab es nur wenige die nach dem Schub auch kleine Tyrannen im Haus hatten. Versteht mich nicht falsch, ich gönne das jedem, dass das Baby friedlich ist und nicht permanent schreit! Aber diese Instagram-Realität, die brachte mich doch oftmals wirklich sehr zum Nachdenken. Was mache ich falsch, dass das Baby so unruhig, so hysterisch und so reizbar ist?

Es dauerte nicht lange und die ersten Bilder mit breitem, zahnlosen Babygrinsen machten die Runde. Und auch das Minikröhnchen konnte lächeln! Nur tat er es viel mehr im Schlaf, als wenn er wach war. Hier und dort las man „Sie lacht den ganzen Tag!“ oder „Sie erzählt ihrem Plüschtier die wildesten Geschichten!“ und man selbst sitzt hier mit dem weinenden oder eben relativ emotionslosen Baby und denkt sich „Erzählen?! Lachen?!“ Denn das Minikröhnchen tat dies nicht. Jedenfalls nicht in dem Ausmaß. Ein, zwei mal am Tag ließ er sich ein Lächeln entlocken. Manchmal gab er „Aaah!“ oder „Oooaaah!“ von sich und gurgelte ein bisschen herum, aber von erzählen konnte da noch nicht die Rede sein. War mein Baby etwa auf der sozialen Ebene eine totale Niete? Würde er später ein miesepetriger Eigenbrödler werden?

Auch was das Schlafverhalten anging schien es auf Instagram tatsächlich diese Wunderbabys zu geben, die mit 5 Wochen durchschliefen. Auch das Minikröhnchen hatte schon solche Ausrutscher, in denen es mal 7 Stunden am Stück schlief! Aber das waren im Gegensatz zu Insta-Babys nur Ausrutscher. Noch heute beneide ich die Mütter, die um Punkt 19 Uhr Bilder von schlafenden Babys posten mit der Randnotiz „Wir machen es uns jetzt auf dem Sofa bequem und schauen TV.“ Denn auch wenn das Baby hin und wieder füh schläft, hat das selten etwas damit zu tun, dass wir es uns dann gemütlich machen können. Denn meistens dauert es keine Stunde und das Baby hat sich wieder wach geknötert. Und dann geht die Party hier erst richtig los.

Wie bei vielen anderen Insta-Babys ist hier heimlich der dritte Schub durchgezogen. Und ganz ehrlich, der war ein Traum! Ein bisschen mehr Gequengel als üblich, aber bei weitem nicht so viel wie beim zweiten Schub. Fast stündlich gab es also auf Instagram Meldung von den Müttern, dass ihr Baby sich jetzt drehen könne. Oder greifen. Oder beides. Und ich sitze neben dem wild strampelnden und um sich schlagendem Minikröhnchen, das sich weder fürs eine noch fürs andere begeistern kann. Auf einer Wochenkarte, die man auch auf der Rückseite beschriften kann, standen neulich die Angaben „Das kann ich besonders gut“ und „Dabei lasse ich mir etwas mehr Zeit“. Und ich war kurz davor dies mit „Nichts“ und „Alles andere“ zu beantworten.

Aber dann fiel mir auf, dass das Minikröhnchen doch etwas kann. Beobachten. Er liebt es zu beobachten. Er studiert Gesichter, total fasziniert und verzieht dann selbst das Gesicht, als würde er versuchen es nachzuahmen. Und das, das hat wahrlich noch keine Insta-Mama behauptet :D Nun gut, vielleicht ist das für alle weniger besonders, da dort eben schon weitaus mehr los ist. Aber für mich ist es das, scheinbar hat das Minikröhnchen sich eben das Beobachten als Lieblingsbeschäftigung ausgesucht. Und ich bin mir sicher, dass auch hier demnächst fleißig nach allem gegrabscht und sich gedreht wird. Nur eben etwas später als bei anderen.

Inzwischen ist das Minikröhnchen übrigens doch sozial geworden. Wenn man sich mit ihm unterhält, Grimassen schneidet oder ihn angrinst rastet er förmlich vor Freude aus! Und ja, hier werden auch schon tiefgehende Gespräche mit „Aaaoh!“, „Üüüüje!“ und „Ooooooeee!“ geführt. Worum genau es dabei geht weiß ich leider nicht, aber das Baby scheint sich tierisch darüber zu amüsieren :D Auch wenn das Minikröhnchen nicht so schnell wie andere Babys greift, dreht oder auf dem Kopf steht, ist er für uns das perfekteste Baby überhaupt. Denn er ist unser Baby, mit all seinen Besonderheiten. Und ich freue mich auf all die Besonderheiten und Meilensteine, die noch kommen :) Bis dahin sehe ich gern dabei zu, wie die anderen Insta-Babys sich entwickeln und freue mich auch hier über jedes noch so kleine Event mit :)

Sarah

Hi, ich bin Sarah. Ich bin von Herzen Mama vom Mini- und Pixikröhnchen, sehne mich aber hin und wieder nach Zeit nur für mich. Ich bin ein unruhiger Kreativkopf, muss und möchte mich immer beschäftigen. Ich liebe es zu nähen, zu backen und zu reiten, aber auch mal nichts zu tun.

2 Replies to “Instagram ist nicht der Maßstab!”

  1. Liebe Sarah,
    Ich bin mir sicher, dein Minikröhnchen steht den anderen Instagram-Babys in nichts nach! Und ohne jemandem etwas unterstellen zu wollen: meiner Meinung nach ist Instagram eher dazu da, sich möglichst gut zu inszenieren ;) kann ja sein, dass die sich Punkt 19h beim TV entspannen können, die Frage ist nur, wie lange… ;) und ich würde nicht unbedingt ein Foto meines Wutbrüllenden Babys Posten, da machen sich die niedlichen Lach- oder Schlaffotos doch erheblich besser im Gesamteindruck. Also lass dich bloß nicht unter Druck setzen, jeder hat seine eigene Persönlichkeit und sein eigenes Tempo!
    Liebe Grüße
    Lina

    1. Liebe Lina,
      Vielen Dank für deine lieben Worte :) Das stimmt wohl, dass sich niedliche Babyfotos besser machen als Terror-Baby-Bilder. Wobei ich auch die ab und an dort gesehen habe, das ist dann immer ein kleines Stück weit beruhigend :D

      Liebe Grüße
      Sarah

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert