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Am Montag war der zweite Termin des Geburstvorbereitungskurses, auf welchen ich mich schon sehr gefreut hatte. Wie ich ja bereits im Bericht zum ersten Kurstermin geschrieben habe, fühle ich mich absolut wohl in der Gruppe und bin total begeistert von der Hebamme. Ich wünsche mir so sehr, dass genau sie an dem Tag, wenn das Minikröhnchen sich auf den Weg macht, da ist. Was am Montag so auf dem Plan stand, beim Thema „Beckenboden & Umgang mit Schmerz“ möchte ich nun einmal kurz für euch festhalten.

Was ist der Beckenboden und wozu ist er gut?

Am Anfang der Kursstunde die große Frage: „Was ist der Beckenboden? Was bringt er uns?“ Die Hebamme erklärte ganz toll, wie ein „guter“ Beckenboden aussehen sollte. Ein Muskel, der zwischen Sitzbeinhöckern, Scham- und Steißbein wie eine straffe Hängematte gespannt war. Das ist der Idealzustand des Beckenbodens, so wie er in der Regel auch ist. So wie wir ihn uns wünschen, denn sonst könnten niesen, lachen, springen, laufen etc. schnell mal zu unangenehmen Zwischenfällen führen.

Aber was erwarten wir vom Beckenboden unter der Geburt? Er soll sich aufdehnen, Platz für das Baby schaffen. Von gestrafft zu völlig entspannt. Für so einen Beckenboden, der bisher immer fest sein sollte, ist das vermutlich gar nicht mal so einfach. Daher gab es von der Hebamme ein paar Tipps an die Hand, wie man den Beckenboden unter der Geburt bewusst entspannen kann. Es ist absolut interessant, dass so viele Zonen des Gesichts und des Körpers im Allgemeinen sich auf den Beckenboden auswirken. Denn was tun wir, wenn wir dringend auf Toilette müssen aber keine in der Nähe ist? Richtig, wir pressen die Lippen aufeinander. Irgendwann verkrampfen wir das Gesicht komplett, ziehen die Schultern hoch. Das alles sorgt für einen absolut angespannten und verkrampften Beckenboden.

Leider machen viele Frauen auch unter der Geburt den Fehler, sich zu verkrampfen und verhindern somit ein Aufdehnen und Entspannen vom Beckenboden. Was also tun? Der Ratschlag der Hebamme: Bewusst entspannen (besonders den Kiefer) und auf die Atmung konzentrieren. Durch die Nase langsam ein und durch den Mund langsam aus. Dadurch hat man nicht nur die Konzentration auf die Atmung gesetzt, sondern atmet auch automatisch besser in den Bauch, was dem Baby nur zu Gute kommen kann. Denn auch das braucht unter der Geburt genügend Sauerstoff.

Wie mache ich es dem Baby leichter?

Ein weiterer wichtiger Punkt, der im Kurs am Montag angesprochen wurde, war wie man dem Baby den Weg erleichtern kann. Hier spielen die Sitzbeinhöcker eine wichtige Rolle, die die engste Stelle für das Baby darstellen. Wie schon in der vergangenen Woche sollten wir unsere Sitzbeinhöcker erstasten und beobachten, wie sich diese verändern wenn wir uns vorn über beugen, hocken oder gerade hinsetzen. Das Ergebnis war ziemlich eindeutig: Je weiter man sich nach vorn beugt, desto größer wird der Abstand der Sitzbeinhöcker. Und wenn man in die Hocke geht, wird dieser Effekt noch verstärkt.

Darum sollte man den Rücken, auch und gerade wenn eine Wehe kommt, rund machen sagte die Hebamme. Denn das Verkrampfen und Versteifen im kompletten Körper bringt auch ein Steifmachen im Rücken, bis zur Überdehnun ins Hohlkreuz mit sich. Und das ist eben genau das, was nicht wirklich förderlich wirkt. Auch kreisende Bewegunen des Beckens, zum Beispiel auf einem Gymnastikball machen es dem Baby leichter, denn durch die Dynamik im Becken rutscht das Baby automatisch tiefer.

Und dann wären da noch die Wehen…

Ein nicht ganz unwesentlicher Teil so einer Geburt :D Aber auch hier hat die Hebamme super Tipps, Vergleiche und Erklärungen parat gehabt. Erstmal hat die Hebamme eine Art Kreislauf aufgestellt. Die Wehen sind Schmerzen, was unser Körper von Anfang an immer mit einem Warnsignal gleichgesetzt hat. Wenn etwas schmerzt, ist etwas nicht in Ordnung. Wir bekommen Angst, daraus resultiert Anspannung. Dieser Kreislauf aus Schmerz, Angst und Anspannung muss irgendwo gebrochen werden. Letztendlich müssen wir unserem Körper nur sagen, dass dieser Schmerz ein anderer ist und einen Schalter umlegen. Einfacher gesagt, als getan war die Meinung der meisten Teilnehmerinnen.

Wie bringt man seinem Körper bei, dass diese Art von Schmerz etwas ganz anderes bedeutet als etwas schlechtes? Dass er vor dieser Art von Schmerz keine Angst haben muss? Die Hebamme sagte immer wieder mit leuchtenden Augen, dass wir uns mit jeder Wehe vor Augen halten müssen, was uns diese Schmerzen bringen. Sie bringen uns unser Baby. Jede überstandene Wehe sollte gefeiert werden, man sollte sich immer wieder selbst motivieren. „Diese Wehe kommt nie wieder“ „So nah war ich meinem Baby noch nie“ Jede Wehe bringt unser Baby, auf das wir monatelang ein Stück weit näher zu uns. Man merkt ihr einfach bei allem was sie sagt an, dass sie voll hinter ihrem Job steht. Dass sie darin aufgeht. Und dass sie total überzeugt davon ist, dass eine Geburt das schönste auf der Welt sein kann. Ja, es tut verdammt nochmal weh. Ja, es kann auch echt lang dauern. Aber was ist das Ergebnis? Das schönste Geschenk überhaupt.

Von Marathonläufern und Atlantikwellen

Was ich an der Hebamme so mag, sind ihre Vergleiche die viele Sachen einfach total plausibel erklären. Die Geburt zum Beispiel verglich sie immer wieder mit einem Marathonlauf. Auch so ein Marathonläufer, der hat irgendwann keine Motivation mehr. Der denkt sich an Kilometer 38, warum er sich das überhaupt alles antut. Ihm tut alles weh und er würde vermutlich am liebsten sofort abbrechen. Aber er hat ein Ziel vor Augen, was ihn antreibt. Und außerdem stehen hinter dem Absperrband Leute, die ihn anfeuern, die ihm Mut machen und motivieren. „Genau dafür sind wir da!“, meinte die Hebamme und ich kaufe ihr voll und ganz ab, dass sie das auch genau so gemeint hat. Auch Unterstützung durch Mann, Familie, Freunde oder wen auch immer ist an der Stelle wichtig. Auch wenn es Ausnahmen gibt, die sowas lieber allein durchstehen. Ich allerdings glaube, dass so ein bisschen Zuspruch in so einer Situation nicht schaden kann.

Auch für die Wehen hatte die Hebamme ein tolles, plausibles Beispiel – Atlantikwellen. Sie fangen klein an, sammeln immer mehr Kraft und haben zum Ende hin eine unfassbare Wucht ehe sie wieder brechen. Natürlich kann man sich dagegen stellen und sagen, „Nö, auf die hab ich keine Lust! Da schwimme ich nicht mit!“ Aber wird man ihr standhalten können? Mit Sicherheit nicht. Und wie schwer ist es wohl sich aus einer Atlantikwelle, von der man gerade umgehauen wurde, an die Oberfläche zu kämpfen? Ist es nicht viel einfacher, die Kraft der Welle zu nutzen und mit ihr zu schwimmen? Ebenso ist es mit Wehen laut der Hebamme. Man kann sich dagegen wehren, aber wenn sie erstmal mit voller Kraft zugeschlagen hat ist es schwierig wieder in seinen richtigen Atem-Rhytmus zu kommen. Daher sollte die Wehe, sobald man merkt dass sie anrollt, genutzt werden bevor man in ihr untergeht.

Das Ergebnis zählt

Am Ende der Kursstunde war ich also mal wieder beflügelt. Ja, die Hebamme hat durch ihre durch und durch positive Einstellung zur Geburt dafür gesorgt, dass ich ein Stück weit entspannter an das Ganze herangehe. Bisher zumindest :D Und sie muss es wissen, immerhin hat sie viele Geburten gesehen und selbst 3 Kinder bekommen. Sie wäre ja nicht verrückt, sagte sie immer wieder. Aber das Ergebnis entschädigt immer und immer wieder die Schmerzen. Egal wie schlimm es schmerzt, egal wie lang es dauert. Das Ergebnis ist unser Baby :)

Und wenn ich ganz ehrlich bin, freue ich mich seit dem Kurs am Montag noch mehr auf diesen Moment das Minikröhnchen zum ersten Mal bei uns zu haben. Klar, davor kommt die Geburt, die sicher anstrengend und schmerzhaft wird. Ich werde sicherlich fluchen und David beschimpfen. Vielleicht beschimpfe ich sogar Hebammen und Ärzte. Aber danach, dann werde ich der glücklichste Mensch der Welt sein und aller Schmerz wird egal sein. Dann gibt es nur noch unsere kleine Blase, in der wir drei als Familie schweben.

 

 

 

Sarah

Hi, ich bin Sarah. Ich bin von Herzen Mama vom Mini- und Pixikröhnchen, sehne mich aber hin und wieder nach Zeit nur für mich. Ich bin ein unruhiger Kreativkopf, muss und möchte mich immer beschäftigen. Ich liebe es zu nähen, zu backen und zu reiten, aber auch mal nichts zu tun.

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