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Bereits in der Schwangerschaft habe ich mit dem Thema Stillen beschäftigt denn für mich stand fest, dass ich auf jeden Fall stillen wollte. Ich las mich durch viele Artikel, in denen Mütter davon schwärmten wie toll diese Erfahrung für sie war. Wie einzigartig diese Beziehung war und wie sehr sie diese ruhigen Momente genossen. Ich war total begeistert, freute mich mit jedem Artikel mehr auf das Minikröhnchen und malte mir aus, wie wir beide im bequemen Relax-Sessel wippten und glücklich waren. Auf der anderen Seite las ich aber auch Artikel über Stillgeschichten, die nicht ganz so optimal liefen. Denn auch wenn ich unbedingt stillen wollte, wollte ich von vornherein Alternativen wissen falls es nicht klappt.Ich fühlte mich relativ gut vorbereitet, auch wenn ich von meinem eigentlichen Wunsch nicht abgehen wollte.

Verkürzte Zungenbändchen und Anlaufschwierigkeiten

Das Minikröhnchen wurde geboren, mit einem verkürzten Zungenbändchen wie ich ja bereits berichtet hatte. Das machte das Stillen anfangs zum kleinen Drama, da er nicht richtig andocken konnte und wir somit zu Stillhütchen aus dem Krankenhaus greifen mussten. Ein paar Tage nach seiner Geburt wurde das Zungenbändchen gekappt und seither klappte das Stillen auch ohne Hilfsmittel. Das Baby trank wenn es Hunger hatte, auch wenn wir manchmal ein paar Anlaufschwierigeiten hatten. Ich hatte des öfteren gelesen, dass das Stillen sich bei vielen erst einspielen muss und auch die Kurshebamme hatte das so erwähnt, also machte ich mir keine Sorgen.

Wenn die Hebamme da war und das Minikröhnchen gerade gestillt werden wollte, gab sie ein paar Tipps wie ich es besser anlegen konnte. Immer wieder sagte sie mir, dass ich es mir beim Stillen bequem machen sollte, dass ich mich dabei ruhig in einen Berg von Kissen lehnen sollte. Aber irgendwie schien das Baby ein Problem damit zu haben, wenn ich es bequem hatte. Jedenfalls beschwerte es sich dann immer fürchterlich.

Die Zeit der Schübe

Anders als viele andere Babies will das Minikröhnchen im Schub nicht die ganze Zeit an die Brust, eher im Gegenteil. Hatte er Hunger und ich legte ihn an, wurde er panisch. Überstreckte sich, riss den Kopf nach hinten und dicke Krokodilstränen flossen. Ein paar Runden gehen, das Baby am Schnuller saugen lassen und ein neuer Versuch, irgendwann klappte es dann meistens auch. Dennoch hatten wir ein Päckchen Pre im Schrank, damit wir zufüttern konnten falls es gar nicht ging. Denn die Flasche nahm er meistens ohne Probleme. Ich pumpte also fleißig vor mich hin wenn es die Flasche gab und hielt so die Milchbildung aufrecht.

Der erste Schub verging und das Stillen klappte wieder besser. Klar, von der erhofften Glückseligkeit und Gemütlichkeit waren wir noch ein Stück entfernt, dazu war das Baby einfach zu hektisch teilweise und zappelte lieber umher statt vernünftig zu trinken. Dennoch brauchten wir nicht mehr zuzufüttern laut Hebamme, da er genug trank und entsprechend zunahm. Alles super also.

Und dann kam der zweite Schub. Das Baby schrie den ganzen Tag, an Schlaf war kaum zu denken. Ich hatte also ein Minikröhnchen, dass quasi ständig übermüdet war. Schlafen war allerdings auch nicht so sein Ding, denn seine neue Welt war so viel interessanter als das einfach zu verschlafen. Dementsprechend war auch das Stillen wieder ein Kampf. Wieder griffen wir zur Flasche und stellten uns sogar beim Kinderarzt vor, der seine Gewichtszunahme zwar nicht allzu bedenklich fand aber dennoch zum Zufüttern riet. Also wieder pumpen und Pre im Programm. Warum ich mir das antat und nicht einfach abstillte? Weil ich die Hoffnung nicht aufgegeben habe, dass es nach dem Schub wieder einfacher wurde.

Der Weg zur Stillberatung

Es wurde besser, ja. Aber noch nicht so gut, dass ich sagen könnte es funktioniert. Auch nicht so gut, wie zwischen dem ersten und dem zweiten Schub. Ich meldete mich also bei einer Stillberaterin, bekam recht kurzfristig einen Termin und machte mich an einem Montagmorgen auf den Weg. Natürlich klappte das Anlegen beim ersten Mal ohne Probleme, sie schien etwas verwundert da ich ihr in der Mail meine Probleme geschildert hatte und nun davon nichts mehr zu sehen war. Dann aber begann das Minikröhnchen mit seiner Masche. Mitten beim Trinken wurde er panisch, schrie wie am Spieß und ließ sich kaum beruhigen.

Ich stand auf, drehte ein paar Runden mit ihm im Fliegergriff und begann dann von Neuem mit dem Anlegen. Jetzt geschah auch das, was ich in der Mail geschrieben hatte. Er rastete aus, sobald ich ihn anlegen wollte, zappelte herum, überstreckte sich und schmiss den Kopf mit aller Kraft nach hinten. Den Versuch der Stillberaterin seinen Kopf in die richtige Richtung zu drücken beantwortete das Baby mit hysterischem Geschrei und noch wilderem um sich schlagen.

Eine Idee woran das liegen könnte hatte sie nicht. Sie hatte erst die Sorge, dass ich nicht genug Milch hatte, aber das war nicht der Fall. Viel mehr beschäftigte sie sich eh mit dem Problem seiner für sie sehr bedenklichen Gewichtszunahme. Ich erklärte ihr, dass der Kinderarzt ihn untersucht hatte und er fit sei, wir sollten uns ums Gewicht keine Sorgen machen. Ich bekam von der Stillberaterin dennoch eine Ernährungssonde, die ich dem Minikröhnchen beim Stillen in den Mundwinkel fummeln sollte und somit gleichzeitig auch noch aus der Flasche füttern konnte. Als sie mir zeigen wollte wie genau ich das zu machen hatte zeigte sich allerdings, dass das Baby dabei einfach kurz entsetzt guckte, alles ausspuckte und anfing zu schreien. Ohnehin wäre mir das glaube ich wirklich zu umständlich gewesen.

Ich sollte also alle zwei Stunden anlegen und zwischendurch abpumpen. Sie meinte, dass einige Kinder eben eine gewisse Anlaufzeit bräuchten und ich ansonsten so weiter machen sollte wie bisher, wenn das für mich in Ordnung ging. Also weiterhin stillen, zufüttern, pumpen und hoffen.

Der aktuelle Stand

So geht das nun seit knappen zwei Wochen. Ich versuche so oft wie möglich zu stillen, manchmal klappt das sogar direkt beim ersten Mal. Wenn er sich ganz doof anstellt gibt es eben erst die Flasche und danach wird gestillt, aber ohne zusätzliche Flasche geht es kaum noch. Nicht, weil nicht genug da ist sondern einfach, weil er irgendwann einfach anfängt zu protestieren oder einschläft und dann protestiert. Mit dem Pumpen gestaltet sich das recht schwierig wenn ich allein bin, da das Minikröhnchen nach wie vor viel Körperkontakt fordert und das gleichzeitig einfach nicht möglich ist. Hinzu kommt, das meine geschenkte Handmilchpumpe neulich durchgeknallt ist und ich mir nun wohl einen Pump-Mercedes per Rezept aus der Apotheke holen werde. Wie ihr seht befinden wir uns also in einem schleichenden Abstill-Prozess und das macht mich irgendwie doch sehr traurig.

Ich wollte stillen. Ich wollte es sogar unbedingt und noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, dass es in zwei Wochen – dann wird das Baby schon unfassbare drei Monate alt!!! – einfach „Klick!“ macht und wir endlich so eine tolle, harmonische Stillgeschichte haben können wie die, die ich mir immer vorgestellt hatte. Mit glücklichem Baby, das zufrieden und milchtrunken seine Mutter anstrahlt und mit Mutter die verliebt ihrem Baby durch die Haare wuselt. Nicht mit Baby, dass dicke Krokodilstränen weint und Mutter, die das zappelnde Baby auf dem einen Arm hält und mit der anderen Hand eine Portion Pre fertig macht.

Aber selbst wenn es nicht klappt mit dem Stillen, werden wir sicher einen Weg finden. Einen, der etwas angenehmer und praktikabler ist als der jetzige. In den letzten Wochen habe ich mit vielen lieben Menschen über dieses Thema gesprochen, habe meine Probleme und Ängste geschildert und alle sind zu dem Schluss gekommen, dass wir es so machen müssen wie es für uns am besten ist. Der Satz „Egal wie, sie werden alle groß und später schreit kein Hahn mehr danach“ hat mich nochmal daran erinnert, dass es kein Beinbruch wäre wenn das Stillen eben nicht mehr funktioniert.

Wenn das Minikröhnchen auch in zwei Wochen noch kein Stillfan ist, dann werde ich das Projekt Stillen wohl abschließen. So sehr ich es mir auch gewünscht hatte. Denn stillen soll ja nicht mir etwas bringen, sondern dem Baby. Und wenn er das nicht möchte, dann muss ich das so hinnehmen. Und nur weil das Stillen im üblichen Sinne nicht mehr drin ist, gibt es ja immerhin noch andere Möglichkeiten dem Minikröhnchen die Muttermilch nicht vorzuenthalten.

Sarah

Hi, ich bin Sarah. Ich bin von Herzen Mama vom Mini- und Pixikröhnchen, sehne mich aber hin und wieder nach Zeit nur für mich. Ich bin ein unruhiger Kreativkopf, muss und möchte mich immer beschäftigen. Ich liebe es zu nähen, zu backen und zu reiten, aber auch mal nichts zu tun.

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