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Ich würde hier gerne etwas schreiben wie „Bei uns läuft es super! Das Baby ist der pure Sonnenschein und ich bin so erholt und entspannt wie schon lang nicht mehr.“ Aber leider ist dem nicht so. Ich habe lange überlegt, ob ich einen solchen Beitrag verfassen soll. Ob ich hier mal öffentlich jammern soll. Und dann kam ich zu dem Schluss, dass das hier ein Blog ist über unseren Alltag, unsere Gedanken und unsere Welt. Und darum gehört jetzt auch mal ein bisschen Jammern dazu.

Wie ich ja bereits erwähnt hatte, hat das Minikröhnchen zur Zeit einen Schub, dessen Ende ich sehnlichst erwarte. Denn ja, das Baby ist zur Zeit unausstehlich. Darf man sowas als Mutter überhaupt sagen ohne direkt von allen Seiten mit einem Kopfschütteln betrachtet zu werden? Ja, warum denn nicht? Ich kann mir kaum vorstellen dass es Mütter gibt, die mit ihren Kinder immer und zu 100% zufrieden sind. Die sich nie, wirklich nie auch nur ein paar Minuten oder Stunden babyfrei wünschen. Denn Schübe hat ja eigentlich jedes Baby, das eine hat eben mehr und das andere weniger damit zu kämpfen. Und hier hat jemand ganz gewaltig damit zu tun, würde ich behaupten. Das Minikröhnchen wird schnell hysterisch, von einer Sekunde auf die andere. Eben noch strahlend umher gealbert und im nächsten Moment fängt er panisch an zu schreien. Aber ist das wirklich nur der Schub oder ist das Baby immer so? Macht ihm der Bauch so sehr zu schaffen? Inzwischen wage ich zu behaupten, dass ich Bauchweh-Weinen von anderem unterscheiden kann. Und nein, er hat nicht immer Bauchweh. Ganz oft kommen diese Attacken einfach so und unvermittelt. Und dann geht es los.

Erst versuche ich das Minikröhnchen mit kuscheln und tragen zu beruhigen. Erst Bauch an Bauch, dann im Arm wiegend, dann im Fliegergriff. Oftmals ist es damit schon getan. Manchmal bringt es aber auch absolut gar nichts. Weiter gehts. Die Windel? Gewechselt vor zwei Stunden, egal. Nochmal neu. Das Baby schreit. Ich nehme ihn wieder in den Fliegergriff. Hat er Hunger? Eigentlich hat er keine Anzeichen gemacht vorher. Kein Schmatzen, kein Suchen. Ich versuche dennoch ihn anzulegen. Das Baby wird komplett hysterisch, rastet aus, klingt manchmal wie ein kleiner Delfin wenn er schreit und läuft rot an. Dicke Tränen fließen. Bei ihm und bei mir. Ich stehe also wieder auf, das weinende Baby im Arm, und laufe durch die Wohnung. Fliegergriff, galoppieren, Kniebeugen, nichts hilft. Die Trage, die könnte ich probieren. Baby kurz abgelegt, es schreit noch schriller, Trage umgeschnallt und das Minikröhnchen rein gesetzt. Es bäumt sich auf, zappelt und strampelt. Schnuller. Wo ist der Schnuller? Schnuller in den Mund, das Baby sackt erschöpft in sich zusammen, ist entspannt. Seine Augen sind rot vom weinen, er schluchzt noch immer. Mir laufen noch immer die Tränen über die Wangen. Die Selbstzweifel kommen. Was mache ich falsch? Fühlt er sich nicht wohl bei mir? Habe ich zu wenig Milch? Warum schreit er so viel? Ich sehe ihn an, wie er mich mit seinen verweinten Augen mustert. Er sieht so unfassbar traurig und verletzt aus. Ich weiß nicht, wie ich ihm helfen soll. Bei dem Versuch mich einen Moment zu setzen fängt er direkt wieder an zu weinen, er braucht Bewegung. Ich gehe also schwingend mit ihm durch die Wohnung, bis er einschläft. Eine App sagt mir, dass ich mein Schrittziel von 6000 Schritten heute erreicht habe. Es ist 14 Uhr.

Ja, dem Minikröhnchen macht der Schub zu schaffen. Die ganzen neuen Eindrücke, die auf ihn einprasseln wollen auch erstmal verarbeitet werden. Aber nicht nur ihm macht der Schub zu schaffen, auch mir geht er an die Substanz. Ich liebe mein Baby, ich würde alles für ihn tun. Umso schlimmer ist es für mich, wenn er sich nicht beruhigen lässt. Wenn ich das gesamte Programm durchlaufen bin und nichts hilft. Stillen, was für viele so einzigartig und wundervoll ist, ist für mich der reinste Kampf. Was mache ich falsch? Warum verweigert er es? Sobald er wach wird, bekomme ich Panik. Bitte, bitte, fang nicht direkt an zu schreien. Aber das ist eben so. Sobald das Minikröhnchen die Augen auf macht, nein, schon bevor es die Augen auf macht, beginnt es zu weinen. Vor ca. vier Stunden hat er das letzte Mal gegessen, das könnte Hunger sein. Ich versuche ihn anzulegen, er streckt seinen Rücken durch, schmeißt den Kopf nach hinten. Ich stecke ihm den Schnuller in den Mund, er entspannt sich. Ich versuche nochmal ihn anzulegen, er rastet aus. Eine App sagt mir, ich solle Wasser trinken. Ich wische die Benachrichtigung weg. Schnuller in den Mund, das Baby ist ruhig für einen Moment. Es schluckt, fängt wieder an zu weinen. Ich stehe auf, laufe ein paar Schritte. Wiegen, Fliegergriff, alles zwecklos. Ich setze mich wieder, versuche erneut ihn zu stillen. Er hält kurz inne, wird dann wieder hysterisch. Eine App sagt mir, ich solle mein Mittagessen loggen. Wie spät ist es? 15.30 Uhr? Schon so spät? Ich gehe zur Schublade im Wohnzimmer, in der Süßigkeiten lagern. Schnappe mir mit dem schreienden Baby im Fliegergriff ein paar Salamisticks. Mittag ist also erledigt. Ich gehe in die Küche, bereite ein Fläschchen fürs Baby vor. Eine viertel Stunde später trinkt das Minikröhnchen sie gierig leer. Anschließend klappts auch mit dem Stillen. Was ist bloß los mit ihm? Ist er vorher zu hysterisch um zu trinken? Warum verhält er sich so?

Es gibt Gründe, warum ich diverse Apps installiert habe. Die Trink-App zum Beispiel, weil ich sonst nie daran denken würde etwas zu trinken. Denn mein Alltag fokussiert sich momentan zu 100% auf das Minikröhnchen. Wenn er schläft, schaffe ich es mal etwas im Haushalt zu erledigen. Außer er liegt auf mir, dann liege ich eben auf dem Sofa und komme etwas zur Ruhe. Denn ablegen funktioniert hier maximal für 10 Minuten zur Zeit, dann geht das Spiel von vorne los. Wenn ich in den Spiegel sehe, werde ich traurig. Ungeschminkt, eine Frisur habe ich schon lange nicht mehr und ungezupfte Augenbrauen. Ich funktioniere nur noch. Ich bin eine Mamaschine. Wenn das Baby schreit gehe ich im Kopf meine Liste durch, was ich machen kann um ihn zu beruhigen. Und auch mich selbst muss ich beruhigen, damit ich nicht mitschreie vor Verzweiflung. Mein aktuelles Mantra ist somit zur Zeit „Einatmen. Ausatmen. Weitermachen.“ Es funktioniert, irgendwie. Bitte, lass diesen Schub bald zu Ende sein. Auch wenn die Bauchschmerzen wohl nicht von jetzt auf gleich verschwinden werden, damit komme ich inzwischen zurecht. Dann weiß das Minikröhnchen immerhin dass es Hunger hat und rastet nicht total aus, wenn man das Problem lösen möchte. Bitte. Ich möchte ganz schnell wieder mein Baby zurück haben, das zwar weint und auch nörgelt, aber nicht von einer Sekunde auf die andere hysterisch wird. Und bis es soweit ist, bleibt mir wohl nichts weiter übrig als das mit ihm durchzustehen. Einatmen. Ausatmen. Weitermachen.

Sarah

Hi, ich bin Sarah. Ich bin von Herzen Mama vom Mini- und Pixikröhnchen, sehne mich aber hin und wieder nach Zeit nur für mich. Ich bin ein unruhiger Kreativkopf, muss und möchte mich immer beschäftigen. Ich liebe es zu nähen, zu backen und zu reiten, aber auch mal nichts zu tun.

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