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Als wir letztes Jahr umgezogen sind hat sich glücklicherweise sehr schnell ein schöner Rhytmus eingespielt, was die Katzen und deren dringend nötigen Freigang anging. Innerhalb von 2 Wochen klappte es einwandfrei, dass ich die beiden morgens wenn ich zur Arbeit fuhr raus ließ und sie nachmittags/abends wieder rein kamen. Das klappte dann sogar schon so gut, dass ich mir keine Sorgen mehr machte, ob die beiden abends auch wieder nach Hause finden würden. Oder ich bei jedem stärkerem Regen besorgt nach draußen schielte, weil die armen Viehcher ja eben dort waren. Allein. Und niemand würde sie reinlassen. Jedenfalls legte sich dieses ständige Sorgenmachen recht schnell und ich genoss eine saubere, ordentliche Wohnung wenn ich nach Hause kam. Und was noch viel wichtiger war – zwei vollkommen entspannte Katendamen!

So weit die Theorie. Im Winter gab es dann einen Wandel, das hatte ich aber eigentlich schon fast befürchtet. Die Katzen tappten bei weniger als 5 °C nur noch widerwillig nach draußen, wenn dann nur um schnell mal ihr Geschäft zu verrichten und danach panisch vor der Tür zu quaken, als würde man sie schlachten wollen. Wenn ich sie morgens förmlich nach draußen tragen musste, wurde das des Öfteren von jämmerlichen Maunz- und Klagelauten untermalt. Ja, sie hatten es nicht leicht mit mir. Ich war da ganz brutal. Als im Januar dann aber so richtig Winter kam, mit Minusgraden im Zweistelligen Bereich und Schnee, da hatte ich dann doch Erbarmen. Nach dem Aufstehen kurz raus, vor der Arbeit wieder rein. Das war etwas, womit die beiden gut leben konnten glaube ich. So hatten sie sich recht schnell angewöhnt, dass man die Tage auch prima auf dem Sofa verpennen konnte.

Der Schnee war weg, die Temperaturen wieder im katzenfreundlichen Bereich – das faule Katzenleben sollte wieder ein Ende haben. Also wurden die Katzen – wenig begeistert – morgens wieder raus geschmissen. Verdutzte bis vorwurfsvolle Gesichter die sagten „Du bist nicht meine richtige Mutter! Du hast mir gar nix zu sagen!“ – gebracht hat es aber alles nichts. Ich fuhr zur Arbeit, kam nachmittags wieder nach Hause. Na nu? Seit wann schließe ich denn die Tür 3fach ab? Nun gut, vielleicht hat unser Nachbar ein Paket angenommen.

An dieser Stelle muss gesagt werden, dass wir wirklich zwei ganz tolle Nachbarn über uns wohnen haben. Ein älteres Rentnerpärchen, die absolut lieb und nett und hilfsbereit sind. Wenn wir mal nicht da sind, managen sie den Katzenalltag und als Gegenleistung gießen wir die Blumen, wenn sie wiederum nicht da sind. Wir verstehen uns sehr gut und das ist, wie ich finde, Gold wert. Erst gestern wurden wir für die wärmeren Tage zum Grillen eingeladen, da unser Nachbar am Sonntag beim Preisskat eine beachtliche Menge Fleisch gewonnen hatte. Und das müsse ja schließlich gefeiert werden. Wie gesagt, zwei wirklich liebe, nette Menschen.

Aber zurück zum Thema. Ich wunderte mich also, warum die Tür so oft verriegelt war. Schloss auf und zwei verschlafene Katzenaugenpaare blinzelten mir höhnisch entgegen als wollten sie sagen „Das guckst du was? Es gibt halt doch noch Menschen mit Herz!“ Ich versuchte das zu ignorieren* und füllte stattdessen ihre leergeputzen Näpfchen auf. An sich war das für mich kein erwähnenswertes Ereignis. Ehrlich gesagt war ich unseren Nachbarn sogar etwas dankbar, denn es war noch schweinekalt draußen. Nichtsdestotrotz wurden die Katzen am nächsten Morgen wieder raus geschmissen. Als ich nach Hause kam, waren sie wohlbehütet drinnen. So ging das nun bisher weiter. Es hatte sich inzwischen sogar eingebürgert, dass wenn jemand zuhause war, die Katzen ja den wunderbaren Luxus hatten quasi stündlich an der Tür zu quaken, weil sie entweder rein oder raus wollten. Und das nutzte zumindest Bohne vollkommen aus. Piri war eher die Sorte Katze, die den ganzen Tag schlief, nachmittags bei guter Wetterlage mal kurz vor die Tür ging und dann für einen nicht definierbaren Zeitraum vor der Terassentür zu sitzen. Bis jemand in die Küche kam. Dann wurde entweder lautlos gemaunzt oder wie ein aufgeregter Kakadu hin- und hergewackelt bis sich jemand erbarmte und das arme Tier rein ließ.

Gestern war alles anders. Ich saß zuhause auf dem Sofa. Piri schlief – das war wie immer – und Böhnchen war draußen. So weit nichts ungewöhnliches. Dann fing es draußen fürchterlich an zu gießen, schnell mischte sich Hagel dazu. Panischer als beabsichtigt rannte ich zur Haustür, Bohne würde zweifelsohne sofort rein rennen. Aber kein Böhnchen war zu sehen. Okay, dachte ich mir, sie hat sich sicher einen trockenen Platz gesucht und kommt gleich. Ich murmelte mich also wieder aufs Sofa und setzte das süße Nichtstun fort. Irgendwann abends – Bohne war nun schon ein paar Stunden draußen – machte ich mir dann doch langsam Sorgen. Das sie so lange draußen war, wäre im letzten Jahr nicht schlimm gewesen. Aber es war nass und kalt – absolut kein Wetter bei dem Böhnchen freiwillig länger als 2-3 Stunden draußen blieb. Ich watschelte also noch einmal zur Tür, rief, wartete – nichts. Gut. Vielleicht ist sie irgendwo eingeschlafen. Liegt irgendwo unter einem Busch und schläft. Aber es ist kalt. Und nass. Da sucht sie doch sonst das Trockene. Mir fiel ein, dass unsere Nachbarn am Nachmittag ihr Wohnmobil geputzt hatten. Vielleicht war sie dort rein gehuscht? Ich beschloss, am nächsten Tag zuerst das einmal zu überprüfen, wenn Bohne nicht von allein vorher kommen würde. Und was wenn sie nicht im Wohnmobil war? Wenn sie irgendwo auf der Straße liegen würde? In meiner Kehle bildete sich ein fetter, hässlicher Klotz. Mein Böhnchen, die darf doch nicht einfach überfahren werden! Piri zeigte sich von der Abwesenheit ihrer Schwester sichtlich unbeeindruckt. Das höchste der Gefühle war, dass sie mir aufgeregt hinterher wackelte als ich in Richtung Küche ging um mir etwas zum Essen zu suchen. Ständig schielte ich zur Terassentür, in der Hoffnung das Böhnchen dort auftauchen würde. Und nach einer gefühlten Ewigkeit kam der vertraute, runde Katzenkopf aus dem Halbdunkeln zum Vorschein. Sofort ließ in Birne und Joghurt links liegen, stürmte zur Tür, ließ die Katze rein die auf direktem Wege zum Katzennapf raste. Ich erntete einen vorwurfsvollen Blick (Wie jetzt, kein Futter?!) und füllte sofort je ein Beutelchen Nassfutter in die Näpfchen. Bohne fing gierig an zu schlingen und ich streichelte ihr überglücklich das Köpfchen.

Zugegeben, das Panikzeitfenster war ungefähr 10 Minuten lang. Maximal. Aber es war ganz furchtbar. Ehrlich! In Zukunft weiß ich jetzt aber, dass Böhnchen vielleicht schon so voller Euphorie über den nahenden Frühling ist, dass sie ganz vergisst dass sie ja eigentlich nass und kalt nicht mag. Und es macht mir Mut, dass im Frühling wieder ein normaler Tagesablauf mit Teilzeit-Freigangskatzen kommen wird. Und nicht zwei verwöhnte Hauskatzen, die irgendwann mehr breit als hoch sind.

* Ja, wenn man fast ein Jahr lang 60% seiner Zeit zuhause nur mit zwei Katzen verbringt, dann interpretiert man in Gesichtsausdrücke dieser Tiere mal mehr rein, als wahrscheinlich beabsichtigt ist. Und ja, ich spreche auch mit meinen Katzen. Als wären es normale Menschen. Und wenn sie mich dann einfach nur doof angucken, dann ist das eben eine stumme Zustimmung. So!

Sarah

Hi, ich bin Sarah. Ich bin von Herzen Mama vom Mini- und Pixikröhnchen, sehne mich aber hin und wieder nach Zeit nur für mich. Ich bin ein unruhiger Kreativkopf, muss und möchte mich immer beschäftigen. Ich liebe es zu nähen, zu backen und zu reiten, aber auch mal nichts zu tun.

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