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Vorweg möchte ich gern den Hinweis geben, dass ich hier allein meine persönliche Meinung zu dem Thema „Wann ist der richtige Zeitpunkt für ein Baby?“ geben möchte. Sie soll für die Allgemeinheit weder als richtig noch falsch verkauft werden. Es ist schlicht und ergreifend meine Meinung zu dem Thema, nicht mehr aber auch nicht weniger. So, hätten wir das schonmal geklärt :)

War das geplant?!

So ziemlich die ersten Reaktionen aus dem Umfeld auf meine Schwangerschaft waren meist ein leicht verunsicherter Gesichtsausdruck und die Frage „Oh, war das geplant?!“ Ja, ich werde mit 24 Jahren eine junge Mama sein. Ja, das ist heute nicht unbedingt die Norm und ich bin „recht früh dran“. Vor 40 Jahren wäre ich vermutlich ein Spätzünder gewesen, da hätten dann wahrscheinlich alle erleichtert aufgeatmet und gejubelt, dass ich ja nun doch endlich ein Baby bekommen würde. Die Meinung aus meinem Umfeld war mir idiotischerweise schon immer sehr wichtig, vielleicht in manchen Dingen sogar wichtiger als meine eigene. Aber muss ich deshalb meine eigenen Wünsche und Bedürfnisse, mein Leben hinten anstellen?

Nein. Muss ich nicht. Und diesen Schalter habe ich Ende letzten Jahres gekippt. Ich wollte das, was ich mir wünschte, wonach ich mich sehnte. Wonach David und ich uns sehnten. Eine Familie gründen, wir wollten ein Baby. Auf die Frage, ob das Baby geplant war, konnte ich also immer mit einem „Ja!“ antworten. Auch wenn sicherlich weder David und ich damit gerechnet haben, dass es dann so schnell was werden würde. Man kennt das ja. Die Schwester einer Freundin versucht es seit einem Jahr vergeblich. Und in diversen Schwangerschafts-Foren liest man viel zu oft von Frauen, die ihre Babys viel zu früh in der Schwangerschaft gehen lassen mussten.

Wir haben uns natürlich von Anfang an gewünscht, dass es klappt. Daher interpretierte ich Anfang Dezember auch in jedes Pieksen und alles mögliche eine Schwangerschaft, was dann allerdings nicht der Fall war. Einen knappen Monat später durften wir schon unseren kleinen Zellhaufen beim ersten Ultraschall bewundern. Wir waren überglücklich, überrascht und konnten es kaum fassen. Da war es, unser kleines Baby, das wir uns so sehr gewünscht hatten.

„Mit dem habe ich nur Probleme!“

Je mehr die Schwangerschaft sichtbar war, desto mehr bekam ich auch von wildfremden Menschen ihre Einstellung dazu zu hören. Erst letzte Woche ereignete sich im Sprechzimmer des Arztes folgender Dialog zwischen zwei Frauen.

+ „Ich finde, ich bin im perfekten Alter für ein Kind. Bei ersten Kind war ich 36, das war auch OK. Aber jetzt, mit 40, fühle ich mich viel besser und ruhiger damit“
– „Ja, ich finde auch Mitte 30 ist der ideale Zeitpunkt für Kinder. Bei meinem ersten Sohn vor 11 Jahren war ich einfach viel zu jung.“
+ „Wie alt bist du denn jetzt?“
– „34.“
+ „Dann warst du ja erst 23?! Das wäre für mich ja nichts gewesen!“
– „Ja, das war im Nachhinein auch viel zu früh. Mit ihm habe ich jetzt auch nur Probleme. Die kleinen sind so lieb, aber er wird jetzt richtig rebellisch!“

Halb mitleidige, halb vorwurfsvolle Blicke und Schweigen. Gut. Ich bin dann also schonmal darauf vorbereitet, dass ich „mit dem nur Probleme“ haben werde. Danke. Hätte ich noch 10 Jahre gewartet, und wäre somit im „perfekten Alter“ gewesen, hätte mein Sohn die Pubertät garantiert übersprungen. Ganz im ernst, kann man einen rebellischen 11-jährigen dem zuschreiben, dass man ihn mit Anfang 20 bekommen hat? Ist das nicht eher der nahenden Pubertät zu verschulden?

Solche Reaktionen, auch wenn sie vielleicht bösartig gemeint sind oder nur unbewusst gegeben werden, machen einfach nur traurig. Und wütend. Wie kann man sowas in der Gegenwart von jemandem, der eindeutig schwanger und noch nicht im angeblich perfekten Alter ist sagen? Selbst wenn es nur ein gut gemeinter Ratschlag ist, was soll man jetzt daran ändern? Und das mit dem Alter, sollte das nicht jeder für sich selbst entscheiden? Muss jeder sein Leben nach einem vorgeschriebenen Plan abarbeiten? Mit 18 macht man Abitur, mit 24 beendet man das Studium, mit 29 steigt man in der Karriereleiter auf eine Führungsposition, mit 32 wird geheiratet und mit 36 darf man ein Baby bekommen?

Jeder sollte selbst wissen, wann der richtige Zeitpunkt da ist. Für mich ist er eben genau jetzt. Für andere ist er vielleicht schon mit 18, für wieder andere mit Mitte 30 und andere wollen gar nie Kinder haben. Muss man jetzt jeden, der eine andere Meinung darüber hat dafür verurteilen? Ich denke nicht. Vielleicht sollte man sich bei solchen Dingen auch einfach mal für andere freuen, selbst wenn man es anders gemacht hat oder hätte.

„Die ist zu jung, die wird nur gleich schwanger!“

Eben dieser Satz von einer Kollegin, auch wenn er nur spaßig gemeint war, brachte mich neulich auf Arbeit fast zum Kochen. Sicher, für einen Arbeitgeber gibt es schönere Nachrichten als „Ich bin schwanger!“ von einer Angestellten. Besonders, wenn diese noch jung und erst seit einem knappen Jahr dabei ist. Dafür habe ich vollstes Verständnis. Aber nur weil ich schwanger bin, heißt das ja noch lange nicht, dass ich weg bin. Sicher, ich plane ein Jahr in Elternzeit zu gehen. Aber danach werde ich zurück kommen und weiter arbeiten. Was macht es für einen Unterschied, ob ich dieses Jahr mit 24 fehle oder erst ein paar Jahre später?

Sehen wir es doch mal so. Eine Frau, die eben auch noch Mutter ist, denkt besser ein paar Male öfter drüber nach, ob sie einen Job kündigt und ein vermeintlich besseres Jobangebot annimmt. Immerhin kommen mit jedem neu angefangenen Job auch erstmal Probezeiten auf die Mutter zu, will man riskieren dann gekündigt zu werden und ohne alles dazustehen? Will man sich nicht im vorhandenen Job in Sicherheit wiegen, dass man seine Familie auch weiterhin versorgen kann? Ich kann das jetzt natürlich nocht nicht genau beurteilen, da ich mich in dieser Situation nicht befinde. Aber rein theoretisch, ist das nicht die Überlegung einer Mutter? Sind Mütter in dieser Hinsicht nicht gute, meistens sichere Arbeitnehmer?

Was ist also für einen Arbeitgeber schlimm daran, junge Frauen einzustellen? Was ist so schlimm, wenn sie Mitte 20 schwanger werden? Selbst eine Frau, die Mitte 30 ist kann noch einen Kinderwunsch haben. Und das ist dann nicht so dramatisch? Für mich ergibt das irgendwie nicht viel Sinn.

Und das sagt die Oma

Neulich habe ich mit meiner Oma telefoniert, wo eben auch das Thema des richtigen Zeitpunkts aufkam. Und Oma sagte, dass es „damals“ vollkommen normal war, dass die Frauen mit Anfang-Mitte 20 schwanger wurden. Heutzutage, so dass Zitat meiner Oma, seien die Frauen zu sehr auf Karriere aus. Wollen sich im Beruf profilieren und hegen dann ihrer Meinung nach zu spät den Wunsch nach einer Familie.

Und eben genau wegen Kommentaren, dass man ja viel zu jung für ein Baby sei, tut der Rückhalt von Familie und Freunden extrem gut. Sicher wäre es für niemanden ein Drama gewesen, wenn wir noch etwas gewartet hätten. Aber warum, wenn wir uns jetzt dazu bereit fühlen? Unsere Familien und engsten Freunde freuen sich für uns, freuen sich mit uns. Sind aufgeregt, erkundigen sich wie es uns geht, fragen was wir noch brauchen. Nicht einer von ihnen hat gefragt, ob das Baby geplant war. Nicht einer von ihnen, hat je einen Kommentar zu meinem Alter abgegeben. Keiner von ihnen, hat gesagt, dass es hätte warten können. Sie wissen, dass es für uns die richtige Entscheidung war. Eben weil es unsere Entscheidung war.

Jeder, der sich die Frage stellt, wann der richtige Zeitpunkt für ein Baby ist sollte nicht danach googlen und sich durch Foren wuseln. Jeder, der sich diese Frage stellt, sollte in sich selbst hinein hören, ob man bereit dafür ist. Niemand anderes außer man selbst, kann diese Entscheidung treffen. Irgendwann, gibt der Körper bzw. die Seele die entsprechenden Signale dafür. Es klingelt, ganz leise und wird langsam lauter. Bis der Wunsch so vollkommen ist, dass man sich kaum mehr einem Baby nähern kann ohne feuchte Augen zu bekommen. Früher hätte ich es nie für möglich gehalten, Kinder zu bekommen. Ich konnte Babys und Kindern einfach nichts abgewinnen. Aber mein Körper hatte da scheinbar einen anderen Plan.

Und wisst ihr was? Ich kann es kaum erwarten in knapp 2 Monaten unser Baby endlich in den Armen zu halten. Und ich freue mich drauf, das Mini-Kröhnchen durch sein Leben zu begleiten. Ihm bei seinen ersten tapsigen Schritten Halt zu geben, seinen ersten richtigen Geburtstag mit Freunden zu planen und zu feiern, mit ihm in der Ostsee planschen, Abenteuer zu erleben. Und auch die Pubertät, die ja nun noch in weiter Ferne liegt, werden wir gemeinsam meistern. Und das obwohl ich erst 24 bin, wenn ich seine Mutter werde.

Sarah

Hi, ich bin Sarah. Ich bin von Herzen Mama vom Mini- und Pixikröhnchen, sehne mich aber hin und wieder nach Zeit nur für mich. Ich bin ein unruhiger Kreativkopf, muss und möchte mich immer beschäftigen. Ich liebe es zu nähen, zu backen und zu reiten, aber auch mal nichts zu tun.

6 Replies to “Wann ist der richtige Zeitpunkt für ein Baby?”

  1. Bei Emmi war ich auch 24…allerdings muss ich sagen, dass ich bisher das Glück hatte, nie damit konfrontiert worden zu sein, dass das für manche zu jung wäre. Jetzt mit dem zweiten Kind und mit 27 war ich auch in der unangenehmen Situation meinem Chef nach genau einem Jahr Betriebszugehörigkeit die Botschaft „schwanger“ zu verkünden…klar, Freudensprünge hat keiner gemacht, aber es wurde professionell aufgenommen und mittlerweile gibts auch eine Vertretung für mich 😉 aber bei meiner Jobsuche damals habe ich selbst solche Sätze wie „Zu jung, kann noch schwanger werden“ zu hören bekommen…schrecklich diese Denkweise heutzutage!

    1. Ich finde das auch ganz engstirnig irgendwie. Da werden Leute schon aussortiert, nur weil sie eventuell Kinder bekommen können. Zumal ja auch Väter heutzutage Elternzeit immer mehr in Anspruch nehmen. Statt da jemanden zu nehmen, der gut ins Team passt, wird lieber wer genommen der etwas älter und „sicherer“ ist.

  2. Liebe Sarah,

    ein toller Artikel. Ich persönlich hatte auch mit 25 Jahren das erste Mal den Wunsch Mutter zu werden. 30 Jahre wäre mir für das erste Kind definitiv schon zu alt gewesen, da ich immer wusste, dass ich min. 2 Kinder haben möchte und diese im Idealfall nicht zu dicht beieinander liegen sollten. Nun bin ich 32, habe mein Zicklein & mein Böckchen und könnte mir plötzlich doch vorstellen, dass eine „späte“ Schwangerschaft gar nicht so schlimm wäre. Auch wenn ich mir im Moment kein 3. Kind vorstellen kann :-D
    Eigentlich ist es doch so, dass es DEN perfekten Zeitpunkt überhaupt nicht gibt, weil das immer von den jeweiligen Lebensumständen abhängt. Und beides hat seine Vor-und Nachteile, wie alles im Leben…

    Ich wünsche Dir alles Gute für die bevorstehende Geburt und ganz viel Lebensglück mit Deiner kleinen Familie!

    LG Lotti

    1. Vielen Dank, liebe Lotti :)
      Ich denke auch, dass das jeder für sich nach seinen persönlichen Umständen abwägen muss. Es gibt eben keinen Masterplan für sowas :) Bestimmt wird es auch hier Momente geben, in denen ich mir denke „2 Jahre später wäre auch nicht schlimm gewesen“. Momentan fühlt es sich aber absolut richtig an :)
      Liebe Grüße
      Sarah

  3. Hallo :) Ich bin gerade durch die NewKiddiesOnTheBlog-FB-Gruppe auf deinen Blog aufmerksam geworden und wollte dir erst einmal sagen, dass du nun einen Leser mehr hast :D
    Der Artikel ist mir sofort ins Auge gesprungen, denn vor Kurzem habe ich mich auch mit dem Thema im Rahmen einer Blogparade beschäftigt (bei mir drehte es sich aber um ein zweites Kind – also, wann der richtige Zeitpunkt wäre).
    Ich finde nicht, dass du mit 24 zu jung bist. Für mich wäre das in dem Alter noch nichts gewesen, da bin ich aber auch noch jedes WE feiern gegangen und war gerade so mit meiner 2. Ausbildung fertig. Mama wurde ich dann 2 Jahre später (Mika wurde jetzt im Juni 1 Jahr alt). Wenn es aber für euch und eure Beziehung der richtige Moment ist – wieso denn auch nicht? Einfach nicht drauf hören, was andere sagen. Vor allem nicht, was andere Mamas sagen. Die wissen sowieso immer alles besser ;)
    Genieße deine restliche Kugelzeit noch – sie geht sooo schnell vorbei. Ich wünsche dir alles erdenklich Gute und viel Kraft für die bald anstehende Geburt.

    Liebste Grüße,
    Juli

    1. Liebe Juli,
      Vielen Dank für deinen lieben Kommentar und schön, dass dir der Artikel gefällt :) Das Thema scheint echt bei vielen auf dem Tisch zu sein, habe auch bei Instagram zur Zeit viel darüber gelesen.
      Das mit den Mamas, da graut es mir ja auch schon etwas vor, wenn der Kleine da ist :D Erst vor kurzem hatte ich mit meiner Mutter eine Debatte zu Matratzenschonern aus Gummi. Mir hätte das ja auch nicht geschadet damals. Ja, gut. Ich möchte es trotzdem nicht für mein Baby^^
      Danke für deine lieben Worte, die Kraft – und im Endspurt wohl auch Geduld – kann ich sehr gut gebrauchen:)

      Liebste Grüße,
      Sarah

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